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Warum sind die “frühkindlichen Reflexe” keine Reflexe?

Um das genau zu klären, erzähle ich erst einmal, was ein Reflex ist!
Per Definition ist ein Reflex eine “unwillkürliche, rasche Reaktion auf einen von außen kommenden Reiz”.
Das bedeutet, dass alle Reflexe nicht bewusst zu steuern oder zu unterbrechen sind.
Wurde die Reaktion einmal ausgelöst, wird das Bewegungsmuster immer gleich ablaufen.
Denkt zum Beispiel an den Patellasehenreflex, bei dem mit einem Hämmerchen unterhalb der Kniescheibe der Reflex ausgelöst wird.

Die “frühkindlichen Bewegungsmuster” (so nenne ich sie) sind dagegen modulierfähig.
Sie entstehen vor oder während der Geburt und sind nur eine gewisse Zeit lang aktiv: im frühen Kindesalter.

In dieser Zeit (auch “Waltezeit” genannt) werden sie langsam wieder abgebaut und integriert oder gehemmt.

Ein Beispiel dafür sind der Saug-Schluck-Reflex und der Rooting-Reflex (Suchreflex): ist das Baby hungrig und wach, sind die Bewegungen leichter auszulösen und die Reaktionen stärker. Ist das Baby satt und müde, sind sie schwerer auszulösen und die Reaktionen schwächer oder gar nicht vorhanden.

Jedes frühkindliche Bewegungsmuster hat Aufgaben in der Entwicklung des Kindes. Einige sind am Geburtsvorgang beteiligt, sodass das Kind sich durch den Geburtskanal dreht, andere sorgen für den ersten Atemzug und die Nahrungsaufnahme – sie sichern also das Überleben des Babys.
Die frühkindlichen Bewegungsmuster helfen beim Muskel- und Haltungsaufbau und leiten neue Bewegungsmuster ein.

Mit Hilfe der frühkindlichen Bewegungsmuster trainiert der Fötus im Mutterleib seine Muskulatur.

Während der Entwicklung nach der Geburt passen sich die frühkindlichen Bewegungsmuster immer wieder an: je nachdem, wie viel das Kind dann schon willkürlich umsetzen kann.

Irgendwann im Laufen der Entwicklung im 1. Lebensjahr werden die frühkindlichen Bewegungsmuster nicht mehr gebraucht und von der Willkürmotorik (also absichtsvollen Bewegungen) abgelöst.

Die Integration/Hemmung geschieht, wenn das Baby ausreichend gute Bewegungs- und Wahrnehmungserfahrungen machen kann.

“Die Entwicklung der neuromotorischen Reife” – Lisa Brandl-Sommerfeld

In diesem Modell ist die Entwicklung dargestellt: frühkindliche Bewegungsmuster und die Sinneswahrnehmungen können durch Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen mehr und mehr eingeordnet werden: so entsteht die sensorische Integration und die frühkindlichen Bewegungsmuster können integriert werden.

Auf dieser Basis können sich dann Dinge wie Lesen, Schreiben, Rechnen usw. gut entwickeln.

Was passiert, wenn die frühkindlichen Bewegungsmuster nicht rechtzeitig integriert werden?

Kinder haben einen “Bauplan” für ihre Entwicklung. Alle Kinder erleben nahezu die gleichen Entwicklungsschritte – allerdings in ihrem eigenen Tempo.
Entwicklung ist gleichzeitig sensibel und kann (wie oben im Modell zu sehen) von außen beeinflusst werden. Macht ein Kind viele gute Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die frühkindlichen Bewegungsmuster gut integrieren.
Es gibt viele mögliche Ursachen, warum das manchmal nicht gut geklappt hat.
Dementsprechend können sich dann auch Dinge wie Konzentration, Sprechen, Lesen, Rechnen, Schreiben usw. nicht gut entwickeln.

Häufig fallen die Kinder erst in der Schule auf mit Symptomen wie Unkonzentriertheit, motorische Unruhe, Ängstlichkeit, Probleme mit dem Lese- und Schriftspracherwerb usw.
Auch diese Symptome sind wahnsinnig vielfältig und individuell.

Die gute Nachricht: Entwicklung kann immer nachgeholt werden!

Geeignete Therapeut*innen in deiner Umgebung findest du in der Therapeut*innen-Liste.

 
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Ich, Lisa Brandl-Sommerfeld (Wohnort: Deutschland), verarbeite zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in meiner Datenschutzerklärung.
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